Brandenburg: Erneuerbare sorgen für Wirtschaftswachstum
Branchentag der Erneuerbaren Energien
Brandenburg: Erneuerbare sorgen für Wirtschaftswachstum
Welche Chancen bietet die Energiewende für Kommunen? Wie können Hindernisse beim Ausbau der Erneuerbaren abgebaut werden? Das waren die Themendes diesjährigen Branchentages der Erneuerbaren Energien, der am 27. Oktober in Potsdam stattfand. Dabei diskutierten die über 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung auch über die Energiepartnerschaft zwischen Brandenburg und Berlin.
„Die Wirtschaft in Brandenburg ist im ersten Halbjahr 2023 um sechs Prozent gewachsen“, erklärte Sebastian Saule, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) auf dem Branchentag. „Das ist das höchste Wirtschaftswachstum in ganz Deutschland. Daran haben die Erneuerbaren einen wesentlichen Anteil.“ Schon für die Standortentscheidung von Tesla in 2019 sei der hohe Ausbaustand in Brandenburg wichtig gewesen. Seitdem entwickle sich das Land zum neuen Zentrum moderner Mobilität in Europa. Auch für die Batterieproduktion habe sich eine Wertschöpfungskette mit inzwischen mehr als 10.000 Arbeitsplätzen aufgebaut. Batterien seien wiederum für die optimale Nutzung der Erneuerbaren wichtig, wie die Big Battery der LEAG zeige. „Damit befruchten sich beide Entwicklungen gegenseitig“, so Saule.
Kommunen und Gemeinden besser beteiligen
Angesichts der positiven Entwicklungen in vielen Bereichen war die Stimmung auf dem Branchentag der Erneuerbaren Energien entsprechend gut. Um die ambitionierten Zubauziele der kommenden Jahre zu erreichen, sei aber auch die verstärkte Beteiligung der Kommunen ein „wichtiger Baustein“, betonte Jan Hinrich Glahr, Vorstandsvorsitzender im Landesverband Berlin Brandenburg des LEE. Bei der Landbevölkerung müsse ein spürbarer Mehrwert ankommen.
Michael Knape, Bürgermeister von Treuenbrietzen, erklärte, dass durch die Erneuerbaren Energien eine ganz neue Beziehung zwischen dem ländlichen und dem urbanen Raum entstehe und dies bislang viel zu wenig im Focus der Energiewendediskussion steht: „Wenn wir auf dem platten Land nicht da sind, dann sitzt ihr halt im Dunkeln“, so Knape in Anspielung auf das Verhältnis zwischen Brandenburg und Berlin. Neue Industrieansiedlungen sollten in Zukunft vielmehr danach beurteilt und entwickelt werden, wo Anlagen zur Erzeugung von Energien aus den „Erneuerbaren“ auf kürzestem Weg die benötigte Energie liefern.
Energieregion Berlin und Brandenburg zusammendenken
Die Energiepartnerschaft zwischen Berlin und Brandenburg war dann auch das zweite große Thema des Kongresses. Berlin und Brandenburg müssten als Energieregion zusammengedacht werden, sagte Sebastian Haase, Leiter der Geschäftsstelle des Landesverbandes Erneuerbare Energien Berlin Brandenburg. Wie die Zusammenarbeit konkret aussehen könne, müsse nun erarbeitet werden.
Nach Ansicht von Berlins Umweltstaatssekretärin Britta Behrendt (CDU) könnte Brandenburg der Hauptstadt in Zukunft überschüssige Energie als regional erzeugtes Produkt direkt zur Verfügung stellen. „Die Zusammenarbeit mit Brandenburg als Energieexporteur ist essenziell, da Berlin über begrenzte Erzeugungspotenziale verfügt“, erklärte Behrendt gegenüber der dpa. Im Gegensatz zum Bund halte Berlin an seinen Sektorzielen fest und würde sich daran auch messen lassen.
Maximale Ausbaugeschwindigkeit
„Brandenburg hat den Pioniergeist bei der Energieversorgung immer wieder aufs Neue bewiesen. Doch aktuell drohen die Märker den Anschluss an die Ausbaugeschwindigkeit anderer Länder zu verlieren. Brandenburg muss jetzt den Schalter umlegen. Wir brauchen jetzt maximales Tempo. Dass es sich lohnt, zeigt u.a. das kleine Örtchen Feldheim im Fläming. Als erstes energieautarkes Dorf Deutschlands, dass sich zu 100 Prozent mit Erneuerbaren versorgt, hat es echten Vorbildcharakter für viele engagierte Menschen im ländlichen Raum. Denn hier wird die Energiewende nicht nur akzeptiert, sondern aktiv mitgestaltet“, so Björn Spiegel, Vizepräsident beim Bundesverband WindEnergie.
Laut Energiestrategie des Landes soll die installierte Windleistung bis 2040 auf 15 Gigawatt ausgebaut werden, das ist knapp eine Verdopplung gegenüber dem Status Quo. Bei der Photovoltaik sind die Ziele ähnlich ambitioniert: Bis 2030 soll die Solarenergie auf 18.000 (Megawatt) MW installierte Leistung ausgebaut werden, das entspricht einer Verdreifachung der Kapazitäten von 2022. Bis 2040 sollen es dann 33.000 MW installierte Leistung werden.
Dabei steht die nächste große Herausforderung schon vor der Tür: die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.