Brandenburg verfehlt Ausbauziele 2030

© Thorsten Schmidtkord

Pressemitteilung

Brandenburg verfehlt Ausbauziele 2030

Potsdam, 22.03.2021 – „Partner für eine erfolgreiche Energiewende“, das ist die Überschrift der heutigen gemeinsamen Pressekonferenz der VKU Landesgruppe Berlin Brandenburg und des BWE Landesverbandes Berlin Brandenburg. In den nächsten Jahren werden die Erneuerbaren Energien mehr und mehr die Verantwortung für die Energieversorgung Deutschlands und damit auch Brandenburgs übernehmen. In einem gemeinsamen Positionspapier benennen die beiden Landesverbände, welche Schritte in Brandenburg dafür erforderlich sind. Thoralf Uebach, stellvertretender Vorsitzender der VKU Landesgruppe und Geschäftsführer der Stadtwerke Neuruppin, und Jan Hinrich Glahr, Vorsitzender des BWE Landesverbandes, erklären dazu Folgendes:

Jan Hinrich Glahr, Bundesverband WindEnergie (BWE) Berlin/Brandenburg:

„In den nächsten fünf Jahren fallen fast die Hälfte der heutigen Windenergieanlagen in Brandenburg aus der EEG-Förderung. Die Betreiber stehen vor der Entscheidung: Stilllegung, Weiterbetrieb oder Repowering. Letzteres ist eine gute Option, da die akzeptierten und mit Kabeln sowie Wegen erschlossenen Gebiete mit modernen Windenergieanlagen genutzt werden können. Doch leider fehlen verbindliche Regelungen, die das Repowering anreizen. Wir fordern daher eine Landesstrategie für standortsicherndes Repowering. Gerade weil die Bundesregierung es einfach nicht hinbekommt.

Bei der Suche nach zusätzlichen, neuen Flächen für die Windenergie sieht es nicht gut aus. Weil Regionalpläne immer wieder vor Gericht scheitern, gibt es keine Planungsbasis für die Ausbauziele 2030 oder gar 2040. Wir benötigen eine Regionalplanung, die verlässlich ist und landesweit gleiche Kriterien definiert. Wir fordern ambitionierte Ausbauziele, mit denen wir eine ganzheitliche Energiewende in Wärme, Verkehr und Strom umsetzen können.

Die Landesregierung hat mit ihren angekündigten Strategien für Energie, Wasserstoff und Klima die Fäden in der Hand. Sie muss es nur machen.“

Thoralf Uebach, Verband kommunaler Unternehmen (VKU), Landesgruppe Berlin/Brandenburg:

„Um die anvisierten Ziele der brandenburgischen Energiestrategie zukünftig zu erreichen, ist ein deutlich ambitionierterer Ausbau der Windkraft unablässig. Der für die nächsten Jahre prognostizierte, steigende Energieverbrauch für Brandenburg unterstreicht den Handlungsdruck zusätzlich. Der Flächenbedarf für den Ausbau der Erneuerbaren Energien wird steigen. Um dann Versorgungssicherheit und Regionalplanung in Einklang zu bringen, sollte die Regionalplanung zukünftig Vorranggebiete mit der Wirkung von Eignungsgebieten ausweisen.

Der Ausbau der Windkraft wird aktuell durch weitere Hemmnisse gebremst. Mit dem gemeinsamen 10-Punkte-Papier haben die Landesgruppen von VKU und BWE konkrete Problemstellungen und mögliche Lösungsansätze aufgezeigt, um dem Ausbau der Windkraft in Brandenburg den notwendigen Schub zu verleihen.

Alle Maßnahmen stehen unter der Ägide von Information, Transparenz, Dialog vor Ort und von Teilhabe betroffener Kommunen an der Wertschöpfung – nur so kann ein sozialverträglicher Ausbau gelingen.“

Für viele Windenergieanlagen endet die EEG-Vergütung

2020 wurden in Brandenburg 70 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 238 Megawatt (MW) neu errichtet. Nach dem Einbruch 2019 ist das eine Erholung beim Zubau. Demgegenüber stehen allerdings auch 43 Anlagen (33 MW), die 2020 abgebaut wurden. Ende 2020 gibt es in Brandenburg also nur 27 Windenergieanlagen mehr als noch Ende 2019.

Brandenburger Windenergie: Zubau, Rückbau, Repowering in 2020

Der Zubau von 205 MW netto ist zu niedrig, um das selbstgesteckte Ausbauziel der Brandenburger Landesregierung von mindestens 10.500 MW installierter Leistung Windenergie bis 2030 zu erreichen. Dafür wären jährlich ab 2020 mindestens 300 MW nötig.

Quelle: Deutsche WindGuard, *Anteil Repowering-Leistung am Brutto-Leistungszubau

Jährlicher Zubau Windenergie seit 2015

Quelle: FA Wind, ab 2020 Daten von Deutsche WindGuard, Darstellung BWE Berlin / Brandenburg (Stand 31.12.2020) *Rückbau erst ab 2020 angegeben

Repowering: Weniger Anlagen mit mehr Leistung

Beim Repowering werden alte Anlagen durch neue und leistungsstärkere ersetzt. Die 43 Anlagen, die 2020 abgebaut wurden, hatten zusammen eine Leistung von 33 MW. Die 14 Anlagen, die als Repowering-Projekte neu errichtet wurden, haben zusammen eine Leistung von 53 MW.¹

¹Quelle: Deutsche WindGuard, Stand 31.12.2020. Leichte Abweichungen von diesen Zahlen bei Angaben auf Basis des Marktstammdatenregisters möglich.

Ü20-Anlagen: Brandenburg vom Rückbau mit am stärksten betroffen

2020 wurden in Brandenburg 43 Anlagen mit 33 MW abgebaut. Das ist der höchste Wert bundesweit. Am 01.01.2021 endete für alle Anlagen, die 20 Jahre oder älter sind, die Stromvergütung nach dem EEG. Diese Anlagen werden entweder abgebaut, repowered oder vertreiben ihren Strom weiter am Markt. Repowering ist allerdings unter derzeitigen Bedingungen in Brandenburg an vielen Standorten nicht möglich, der Weiterbetrieb ist für viele Anlagen nicht rentabel. Bisher ist kaum abzuschätzen, wie viele Anlagen ihren Betrieb einstellen werden.

Quelle: ÜNB, Anlagenstammdaten zur EEG-Jahresabrechnung 2018 - EEG-Anlagenstammdaten zum Stand 31.12.2018, Auswertung & Grafik: Ahnen&Enkel

Das Risiko besteht, dass viele der Anlagen ersatzlos abgebaut werden. 2021 betraf das eine installierte Leistung von 268 MW, bis Ende 2025 fallen in Brandenburg 1.760 Anlagen mit einer installierten Leistung von 2.385 MW aus der Vergütung nach EEG (durchschnittlich ca. 400 MW jährlich). Das ist fast die Hälfte aller Windenergieanlagen in Brandenburg.

Brandenburg gehörte früh zu den Windkraftpionieren. Damit ist das Land (hinter Niedersachsen) heute allerdings auch besonders vom drohenden Rückbau betroffen.

Quelle: Fachagentur Windenergie an Land, Stand 12/2018

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