„Im Bau- und Planungsrecht müssen Hürden gesenkt werden“
Gespräch mit Andreas Ehrenhofer
„Im Bau- und Planungsrecht müssen Hürden gesenkt werden“
Ambitionierte Ziele und große Nachfrage: Ein Gespräch mit Andreas Ehrenhofer über Solarenergie in Brandenburg und Berlin. Der Beisitzer im Vorstand des LEE Berlin Brandenburg und Standortleiter Potsdam des Projektierers European Energy erläutert, wo wir derzeit stehen und wie es weitergeht.
Herr Ehrenhofer, die Brandenburger Landesregierung hat sich in ihrer Energiestrategie 2040 das Ziel gesetzt, die installierte elektrische Leistung aus Photovoltaik (PV) im Vergleich zu heute bis 2030 mehr als zu verdreifachen. Wie schätzen Sie das ein?
Es gibt viel zu tun, wenn wir dieses Ziel erreichen wollen. Um quantitativ in großen Schritten voranzukommen, muss vor allem bei den PV-Freiflächenanlagen viel passieren. Diese bringen die entsprechenden Kapazitäten. Damit genügend Anlagen in diesen Dimensionen genehmigt werden können, müssen im ersten Schritt die entsprechenden Flächen bereitgestellt werden. Entlang der Autobahnen wird zwar schon einiges auf den Weg gebracht, aber das reicht noch lange nicht. Im Bau- und Planungsrecht müssen noch Hürden gesenkt werden, um den geplanten Ausbau realisieren zu können. So sollte für PV-Freiflächenanlagen auf bereits planrechtlich festgestellt oder weiterhin landwirtschaftlich genutzten Flächen oder für von Agrarbetrieben in Hofnähe installierten kleinen Freiflächenanlagen bis 1 MW eine baurechtliche Privilegierung nach §35 BauGB erfolgen. Es liegt nicht zuletzt an langen Genehmigungsverfahren, dass beim Ausbau noch Luft nach oben ist.
Wie steht es um den Ausbau der PV-Kapazitäten in der Realität?
Die Dynamik von 2020 mit einem Plus von 443,3 Megawatt (MW) hat nachgelassen, im Jahr 2021 betrug das Plus nur noch 350,7 MW. Nun bekommen wir wieder mehr Fahrt rein. 2022 stiegen die Kapazitäten in Brandenburg um 826,6 MW, in diesem Jahr bis Ende April um 276,8 MW. Das entspräche aufs ganze Jahr 2023 umgerechnet einem Plus von 830,4 MW. Wir kommen also voran, aber zu langsam. Denn das Ziel der Energiestrategie 2040 lautet ja, dass die installierte Leistung bis 2030 auf 18.000 MW und bis 2040 auf 33.000 MW ausgebaut werden soll. Um von aktuell gut 5.419 MW Gesamtkapazität dorthin zu kommen, müssen die Genehmigungsverfahren noch schneller werden. Von dem benötigten Zubau von durchschnittlich über 1.797 MW pro Jahr sind wir noch weit entfernt.
Laut einer Studie des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz scheinen die Abnehmer in Brandenburg schon auf das wachsende Angebot zu warten.
Ja, Brandenburg ist der Studie zufolge ein bevorzugter Standort für klimaneutrale Industrien. Der Bedarf nach grünem Strom könnte sich in der Metropolregion Berlin-Brandenburg bis 2030 daher nahezu verdoppeln. Hinsichtlich großer PV-Freiflächenanlagen zeichnet sich ab, dass diese verstärkt außerhalb der Vorgaben des EEG realisiert werden. Das heißt: Die Anlagen finanzieren sich nicht durch Einspeisung ins Stromnetz mit entsprechend festgesetzter Vergütung, sondern durch den direkten Verkauf des erzeugten Stroms an Dritte. Die Kombination der regional ohnehin bereits gut aufgestellten Windkraft mit Solarenergie ist eine gute Basis für eine stabile Energieversorgung, auch im industriellen Bereich.
Welchen Beitrag können Dachflächen leisten?
Hierbei spielen die Potenziale in Berlin eine beträchtliche Rolle. Das sogenannte Berliner Solargesetz verpflichtet seit Beginn 2023 alle, die ein neues Gebäude errichten, auf mindestens 30 Prozent der Bruttodachfläche eine PV-Anlage zu installieren. Für wesentliche Umbauten, etwa Dachaufstockung oder -sanierung, gilt dies auch. Das Land Berlin unterstützt den Solarausbau ebenfalls mit Förder- und Beratungsangeboten. Ziel des Gesetzes ist es, den Anteil der Solarenergie am Stromverbrauch so schnell wie möglich auf mindestens 25 Prozent zu steigern.